Stationen und Eindrücke - 4tägige eBike Tour
Kempten – Hinterhornbach – Lechtal
Akku voll – 2l Wasser, Notfallset, Regenschutz, Ladegerät und das nötigste für 4Tage im Rucksack (8kg schwer – reicht) starte ich bei strahlendem Sonnenschein hoch motoviert in Kempten/Feichtmayrstraße, an einer unserer E-Bike Stationen im Allgäu.
Die erste ebike Touretappe über Durach / Oberzollhaus / Oy / Nesselwang
findet viel auf einer gering befahrenen Autostraße statt. Dann mehren sich immerhin die neben der Straße liegenden Fahrradwegabschnitte bis mich dann endlich ab Pfronten fast nur noch abgelegenere ausgeschilderte Fahrradwege erwarten, durch Wiesen und Wälder, entlang an Flüsschen – einfach wunderschön.
Hinter Vils, etwa auf halber Strecke
mache ich eine längere Pause, freue mich über meinen hohen Akkustand, stärke mich, genieße die traumhafte Alpenlandschaft und stelle fest, dass viele der an mir vorbeifahrenden Radler auch mit elektrischer Unterstützung unterwegs sind.
Die beiden Örtchen Musau und Pflach
hinter mir lassend nähere ich mich schnell Reutte, freue mich, dass der Weg eigentlich mehr daran vorbeiführt direkt zum Lech. Nun geht es mal näher mal weiter entfernt vom Lech auf abwechslungsreichen Radstrecken weiter, die asphaltiert oder geschottert für mein E-Mountainbike locker zu bewältigen sind. Vorbei an Weißenbach und Forchach, hinter Stanzach leitet mich dann das Hinweisschild auf das letzte Stück meiner ebike Touretappe – nur noch 8 km. So schön die Fahrt war, ab Kilometer 70 freue ich mich einfach auf einen anderen Sitz und dass ich mich ohne Rucksack bewegen darf.
Und dann endlich auf der Straße nach Hinterhornbach,
die nun doch etwas steiler bergan führt, taucht er auf – der Hochvogel – ein beeindruckendes Bergmassiv, aus allen Richtungen sichtbar, auch Wächter der Allgäuer und Lechtaler Alpen genannt. Vor meinem inneren Auge tauchen viele wunderschöne Bergtouren vor mir auf in Begleitung meines lieben Bernersennhundes und oft auch meiner Tochter, auf den Hochvogel, rund um ihn herum oder auf andere nahe liegende Gipfel. Ein bisschen geschafft, aber gut gelaunt und zufrieden nach genau 80 km, 4 Std 15 Min Fahrzeit und einer Akkureichweite von noch 27 km in der Unterstützungsstufe „Tour“ endet nun mein eBike Tourtag bei Edeltraud auf dem Larcherhof, deren Gastfreundschaft ich schon seit Jahren zu schätzen weiß und wieder gern in Anspruch nehme.
Ausgeschlafen und durch Edeltrauds üppiges, gesundes Frühstück
gestärkt, starte ich meinen zweiten eBike Tourtag. Ich möchte im Hinterhornbachtal bleiben, es etwas ruhiger angehen – hoch zu den Schwabeck-Hütten und dann noch zur Petersberg-Alm. Wie immer melde ich mich bei Edeltraud unter Angabe meiner Tourpläne für heute ab. Leopold, Edeltrauds Mann war bei der Bergrettung und beide möchten immer wissen, wo in etwa sich ihre Gäste aufhalten. Oft gibt es in den Alpen keine Handyverbindung und falls gesucht werden müsste, wissen die Retter wenigstrens in welchem Bereich. Sicher sinnvoll und vor allem, wenn man alleine unterwegs ist, beruhigt das auch Freunde und Angehörige.
Die Schwabeck-Hütten liegen 1700m Höhe auf der ebike Tour
zum Hochvogel. Den sehr steilen und felsigen Bergpfad kann ich mit dem Rad nicht nehmen, sondern ich begebe mich auf den auch in Radkarten als Mountainbikestrecke ausgewiesenen Forstweg. Und puh….das hatte ich anders in Erinnerung. Oft sehr steinig, ausgewaschen, und so steil, dass ich Gänge und Unterstützung voll ausreitzen muss, wenn ich nicht absteigen will, bringt mich die Strecke an die Grenzen meiner Mountainbikefahrkünste. Dabei gebe ich unumwunden zu – mir fehlt es an umfassender Erfahrung und auch in meinem Alter sicher an Kraft. Naja…mal wieder eine echte Herausforderung und schweißgebadet stelle ich dann mein Rad am Ende des Forstweges ab und gehe das letzte Stück Pfad zu Fuß. Das beeindruckende Panorama, das mich auf den unbewirtschfteten Hütten erwartet, ist immer wieder eine ausgiebige Rast mit kleiner mitgebrachten Stärkung wert. Schon zu Fuß galt für mich immer runter ist schwerer als rauf und das gilt leider auch beim E-Biken. Da bin ich schon froh über mein mit Scheibenbremsen und Federung ausgerüstetes Mountainbike, das mir das Bergabfahren leichter macht. Und Übung macht den Meister – es wurde besser.
Auf der zweiten ebike Touretappe des Tages radele
ich nun am manchmal ruhig vor sich hinfließenden und dann wieder wild romantisch sprudelnden Hornbach aufwärts Richtung Petersberg-Alm. Ich freue mich über das flotte Vorankommen – zu Fuß ziehen sich die 7km endlos dahin. Der Fahrweg ist durchgehend geschottert und fahrtechnisch nicht anspruchsvoll. Auf der gesamten Strecke wird der Hornbach beidseitig von beieindruckenden Wasserfällen gespeist, die die steil abfallenden Felswände hinabbrausen. Und dann kündet schon das Muhen der Kühe die nahende Pertersberg-Alm an, die den ganzen Sommer über bewirtschaftet ist. In jahrelanger Tradition verspeise ich auch dieses Mal wieder ein super leckeres frisch gebackenes Stück Kuchen mit Kaffee – habe ich mir nach meiner doch nicht so „ruhigen“ e bike Tour redlich verdient. Dann mache ich mich auf den Rückweg nach Hinterhornbach, das man als eines der letzten beschaulichen und noch sehr ursprünglichen Bergdörfchen bezeichnen kann – an dem die Hektik und Anonymität der restlichen Welt vorbeigezogen scheint. Aber es gibt schnelles Internet! Die abendliche Kühle legt sich über das Dorf und mit dem Rauschen des Hornbachs im Ohr verbringe ich erholsam schlummernd die Nacht.
Beim Aufstehen erwartet mich ein frischer, sonniger Morgen.
Frohgelaunt starte ich den dritten Tag, möchte den Lechradweg weiter Lech aufwärts erkunden. Da Edeltraud mich schon darauf hinweist, dass es nachmittags zu örtlichen Wärmegewittern kommen kann, lasse ich das Ziel der ebike Tour offen. Mal sehen wie weit ich komme. Es macht einen riesen Spaß den hervorragend ausgeschilderten Radweg durch Wiesen und Wäldchen mit wunderschönen Ausblicken auf die Örtchen und die Berge links und rechts vom Lech entlang zu ebiken. Der meist asphaltierte, manchmal gekieste Weg lässt sich gut fahren und so komme ich trotz Photo- und Trinkpausen flott voran, vorbei an Elmen, Häselgähr, Elbingenalp und Bach entscheide ich mich dann bei Holzgau auch noch die wenigen Kilometer bis zum Ende des Lechradwegs nach Steeg zu fahren. Hier entscheide ich mich für einen kurzen Abstecher in das südliche Seitental nach Kienberg. Bei einer Streckenlänge von nur 2 km, aber 200 zu bewältigenden Höhenmetern kann man sich vorstellen wie steil es bergauf geht – aber mit elektrischem „Rückenwind“ kein Problem. Es öffnet sich ein fantastischer Ausblick auf die 2700 m hohe Falesinspitze, wie mir die nette Wirtin des Gasthauses Alpenhof mitteilt, die mich dann mit leckerem Topfenkuchen und Kaffee versorgt.
Auf der Rückfahrt trödele ich ein bisschen vor mich hin,
habe auch mal ein Auge für die Kleinigkeiten links und rechts vom Weg, nutze eines der vielen aufgestellten Bänkchen für eine längere Lesepause und stelle auf einmal fest, dass ich nun doch etwas stärker in die Pedale meines ebikes treten sollte, falls ich nicht nass werden möchte. Die schwarzen Wolken über der nördlichen Bergkette im Auge behaltend und das Donnergrollen hinter mir lassend, sause ich mit durchschnittlich 30 km/h den Lechweg flußabwärts. Mehr als ein paar Tropfen werden es nicht und als ich Hinterhornbach erreiche, scheint schon wieder die Sonne. Aber die nasse Straße zeugt von einem erst kürzlich herniedergegangenen ordentlichen Duscher. Beim Blick auf meinen Tacho bin ich überrascht – 70km sind es geworden – der e bike Akku noch über halb voll. Ein wunderschöner, bewegter und bewegender ebike Tourtag liegt hinter mir dank meines eBikes.
Ein wenig wehmütig aber bei bestem eBike-Wetter
mache ich mich am vierten Tag wieder bepackt mit meinem 8 kg Rucksack auf den Heimweg nach Kempten zur likeebike Verleihstation. Auf der Route bis Reutte gibt es eine Variante des Lechtaler Radweges, die ich natürlich auch noch testen möchte. Dabei bleibt man die ganze Zeit über links des Lechs und wenn ich beide Strecken vergleiche, ist dies eigentlich die noch schönere. Kurz vor Reutte bin ich dann wieder auf bekanntem Weg. Mein schönes Rastplätzchen von der Hinfahrt lädt mich auch jetzt wieder zum Verweilen ein. Ich komme gut voran und so probiere ich immer mal wieder eine Alternative zum Hinweg. Hinter Vils bleibe ich also nicht auf dem Radweg neben der Straße sondern quere diese, überfahre den Fluß „Vils“ und bleibe nun rechts der Vils, halte mich auf dem ausgewiesenen Radweg Richtung Pfronten Ried, dort kreuze ich die Hauptstraße, lasse Röfleuten links liegen und halte mich Richtung Pfronten-Kappel.
Durch das Autogewühl in Nesselwang
muss man durch. Aber danach nehme ich den kleinen Umweg Richtung Wertach und dann rechts ab zum Grüntensee in Kauf, um mehr auf Radwegen und weiter weg von Autostraßen bleiben zu können. Sehr empfehlenswert – auch wenn ich am Ende meiner eBike Tour in Kempten insgesamt 6 km mehr auf dem Tacho habe als hinzus. Mein Gesamtresümee fällt uneingeschränkt positiv aus – jeden Tag 4-5 Stunden bei bestem Wetter auf dem e Bike, traumhafte Landschaftsbilder im Kopf, die ein oder andere sportliche Herausforderung gemeistert, 270 km inkl. kleinerer Mountainbikestrecken absolviert, gut versorgt und verköstigt – so schaue ich stolz und zufrieden, rundherum glücklich auf meine 4tägige eBike Tour zurück.